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Geburtstagsgeschenk 2006

(Alter der Autorin: 16 Jahre)


Abschied nehmen

Ich wache auf- und bereue es sofort. Die schreckliche Leere überfällt mich. Das Schlafen war schön, es war so friedlich und ohne Anstrengung. Noch gestern war das Leben schön, doch heute ist alles anders. Ich fühle mich, als wäre ich am Ende angekommen. Noch bis gestern hatte es einen Sinn, aufzustehen. Doch heute ist alles grau und leer. Ich blicke müde in mein Zimmer, welches normalerweise in den Farben rot und gelb strahlt. Doch heute ist es grau, ohne Farbreflexe, ohne das übliche Glänzen der Schränke. Ich stehe auf, doch innerlich bleibe ich liegen. Von draußen scheint die Morgensonne herein, doch sie berührt mich nicht mehr. Sie hat keine Wirkung, hat ihren Glanz verloren. Sie scheint matt durch das Fenster, als würde sie etwas betrüben. Was ist bloß passiert? Wie kann sich das Leben innerhalb eines Tages so verändern? Noch gestern hatte ich Lebensfreude, doch dann... Irgendetwas hat sie mir genommen. Ich gehe zum geöffneten Fenster, schaue nach draußen und sauge die frische Luft ein. Sie schmeckt bitter und hinterlässt einen üblen Nachgeschmack. Ich schließe das Fenster und bleibe stehen. Ich will nicht weiter, ich weiß nicht weiter... Doch ich muss, ich muss. Ich gehe ins dunkle, kalte Badezimmer. Die warmen Tropfen unter der graugekachelten Dusche geben mir ein wenig Realität zurück. Doch die Realität ist grausam, sie raubt einem die letzte Hoffnung.

Ich trockne mich ab, bewege mich in die Küche, schlage die Zeitung auf. Nein, ich will es nicht lesen, ich will nicht... Doch da steht es, Titelseite, große Überschrift. 18- Jähriger von Zug... Nein, das kann nicht sein, es kann nicht sein, er kann nicht... Mir wird schwindelig. Es ist also doch wahr, es war kein Traum, aber ich kann es nicht glauben. Warum er? Warum? Dieses schreckliche Wort warum, es lässt mich nicht mehr los. Die Uhr tickt. Tick, tock, tick, tock. Wie der Schlag eines Herzens, wie der Schlag seines Herzens. Er lebt, er muss leben, er kann nicht... Ich muss los, doch ich kann nicht. Ich stehe einige Minuten da, doch plötzlich wird mir schwarz vor Augen. Ich sehe etwas, was mich beruhigt, was mich glücklich macht.

Ich sehe ihn, er steht vor mir. Um ihn herum ein leuchtender Kreis, der mir warm und angenehm ins Gesicht scheint. Bitte nimm mich mit, nimm mich doch mit, lass mich nicht allein. Doch irgendetwas hält mich hier, ach würde es mich doch loslassen! Er ist so nah, ich höre seine Stimme, „halte durch“, höre ich ihn sagen. Ich will antworten, doch ich werde von der Realität zurückgeholt. „Alles klar bei dir?“, ja, schon gut.

Ich gehe in die Schule, doch merke nichts davon. Ich bin nur bei ihm und er bei mir. Warum hat er das getan? Ich liebe ihn so sehr, warum hat er mich allein gelassen? Er konnte nicht glücklich sein, doch er konnte einen glücklich machen. Wenn ich bei ihm war, schien es mir, als wäre ich dort angekommen, wo ich immer hinwollte. Ja, das Paradies war in diesen Momenten nicht fern. Er gab mir alles was ich brauchte, machte mich wunschlos glücklich. Doch ich konnte ihm nicht das Selbe geben... Er hatte ein wunderbares Herz- mit einer kaputten Seele.

Ich empfinde tiefe Wut den Menschen gegenüber, die ihn so kaputt gemacht haben. Warum können Menschen so grausam sein? Wie können Menschen einen so liebevollen, zärtlichen und einzigartigen Charakter zerstören? Vor allem bin ich wütend auf seine Eltern, sie hatten nie gesehen, wie er unter allem gelitten hatte. Sie waren nie für ihn da, sie waren Schuld an allem. Doch ich mache mir auch selbst Vorwürfe. Wieso war ich so blind, verdammt?

In der Schule wissen alle bescheid, alle empfinden Trauer und Mitleid. Doch es ist oberflächlich. Ich kann nicht weinen, wie meine Lehrerin, nicht vor Wut schreien, wie meine Sitznachbarin. Ich bin leer, ohne Gefühle. Ich fühle nichts, alles war auf ihn zentriert und ist mit ihm gegangen. Die anderen bewundern meine Gefasstheit, sie kannten meine wahren Gefühle ihm gegenüber nicht.

Ich liebte ihn, doch es war mehr als Liebe, es war einfach- alles. Und nun war es nichts. Er war weg und gleichzeitig da, alles roch nach ihm, alles hörte sich an, als ob er lachte und jede Träne, die floss, war die Seine.

Wir legen eine Schweigeminute ein, nur eine von 1440 Minuten am Tag. Ich werde mein Leben lang für ihn schweigen, bis ich ihn wiederhabe.

Es gibt keinen richtigen Unterricht, die Zeit fliegt sinnlos dahin. Der Nachmittag ist voller tröstender Worte von Verwandten und Freunden- und trotzdem leer. Ich will nichts hören. Ich habe gewusst, wie schlecht es ihm ging, er sagte es nie, doch er war innerlich gebrochen. Ich habe mich an sein Leben geklammert und immer wieder gehofft, dass ihn die Liebe halten würde. Doch ich war nicht stark genug. Manchmal habe ich es geschafft, ihn zum Lachen zu bringen und mich auf diese Momente verlassen. Ich habe mich total aufgeopfert, doch es hat nicht gereicht. Es heißt, ich solle Abschied nehmen, doch ich kann nicht. Ich will nicht Abschied nehmen, ich will für immer hoffen, dass er wiederkommt. Diese Hoffnung ist das Einzige, was mir bleibt. Der einzige Halm an den ich mich klammere.

Wo ist er jetzt? Er ist so nah und doch so fern. Wie kann ich zu ihm, ich will zu ihm. Meine Mutter meint auch, ich müsse ihn vergessen, mich verabschieden. Doch das werde ich nie tun. Ich werde nie jemanden anderes lieben können.

Ich sitze zuhause und höre seine Musik, und er ist bei mir, ich spüre ihn ganz nah. Ja, die Musik hat uns verbunden, wenn ich sie höre, höre ich ihn. Ich höre ihn lachen, und er erzählt mir Geschichten. Geschichten, die wir zusammen erlebt haben oder die wir zusammen träumten. Wir hatten noch so viel vor, doch er hat aufgegeben. Er konnte einfach nicht mehr. Nun ist er fort, doch gleichzeitig ist er da und berührt und tröstet mich.

Was waren seine letzten Worte? Ich erinnere mich. Er sagte, er würde mich immer lieben. Und ich sollte immer daran denken. Dann ging er, wie so oft. Doch er kam nicht wieder, nur sein Geist besuchte mich, besucht mich immer noch.

Die Beerdigung kommt. Ich gehe nicht hin. Ich kann nicht hingehen, denn dann muss ich mich von ihm verabschieden. Ich kann nicht mit diesen Leuten zusammen sein, die um ihn weinen und die sich einbilden, ihn geliebt zu haben. Außerdem bringt es nichts, sich von seinem Körper zu verabschieden, ja, sein Körper ist tot, doch seine Seele lebt. Sie spüren sie nicht, denn er ist nur bei mir. Niemand versteht, warum ich nicht hingehen will, sie werden wütend und erklären mir, dass ich es ihm schuldig bin. Doch es ist mir egal, sollen sie doch reden. Ich isoliere mich total, will nichts hören.

So gehen die Tage dahin, sie haben keinen Inhalt und keine Bedeutung. Ich frage mich, was es bringt, noch weiterzumachen. Doch ich tue es, habe keine Hoffnung, dass es besser wird.

Oft gehe ich an unseren Ort, dahin wo wir immer waren, nur zu zweit. Die Bank im Park war unser wichtigster Ort. Hier konnten wir unter uns sein. Nun bin ich hier alleine und rede trotzdem mit ihm. Erzähle ihm meinen Schmerz und er hört mir zu. Die Menschen, die vorübergehen wundern sich, doch es ist mir egal. Sie haben keine Ahnung.

Ich rede mit niemandem mehr, habe vergessen, wie man lacht. Meine Mutter merkt es, sie versucht mit mir zu reden. Sie will mich zu einem Therapeuten schicken, denn mit irgendjemanden müsse ich reden. Doch ich weigere mich. Sie hört nicht auf und versucht, mich zu zwingen.

Also laufe ich weg, laufe und laufe. Die Sonne geht unter, ich weiß nicht wohin. Doch es ist mir egal. Ich will von hier weg, ich will zu ihm. Irgendwo wartet er auf mich. Irgendwo. Ich finde diesen Ort und wenn ich bis an mein Lebensende laufe.

Schließlich komme ich an eine Brücke. Eine hohe Brücke, unter ihr rauschen die Autos vorbei. Die Sonne beginnt ihre tägliche Bahn- und wird sie ohne mich beenden. Ich weiß, was zu tun ist. Es gibt nur einen Ort, an dem ich mit ihm zusammen sein kann. Nach dem Tod treffen sich die Liebenden wieder. Ich schaue nach unten, es ist tief, sehr tief. Doch ich habe keine Angst.

Ich steige auf das Geländer, sehe wieder nach unten. Die Sonne wird von einer Wolke verdeckt. Jetzt noch nicht, die Sonne muss mir zusehen, sie muss sehen, welche schrecklichen Dinge auf ihrer Welt passieren können. Es fängt an zu regnen. Kleine, zarte Tropfen. Er weint. Ich spüre und schmecke es. Ich weiß, dass es Freudentränen sind, doch warum schmecken sie so bitter? Jetzt, die Sonne schaut mir wieder zu, sie versucht mir etwas zu sagen, doch ich will es nicht hören. Ich schließe die Augen... Warum springe ich nicht? Meine Beine bewegen sich nicht, irgendetwas hält mich zurück. Ich steige weiter hinauf. Mir wird schwindelig.

Ich lasse mich fallen, doch in die andere Richtung, zurück auf die Brücke. Ein starker Schmerz pocht in meinem Unterschenkel, doch ich spüre ihn kaum. Da liege ich nun, bis ich die Zeit vergesse. Wie lange, weiß ich nicht. Vielleicht Sekunden, vielleicht Jahrhunderte...

 

Ich wache auf- und bereue es sofort. Grelles Licht sticht mir in die Augen. Ich schließe sie wieder, möchte weiterschlafen, möchte für immer schlafen. Doch eine vertraute Stimme holt mich zurück. „Wie geht es dir? Was machst du bloß für Sachen?“ Meine Mutter nimmt meine Hand in ihre und fährt mir mit der anderen über die Haare. Ich liege in einem Krankenhausbett, neben mir eine Krankenschwester. Grelles Neonlicht sticht mir in die Augen und das weiß gestrichene Zimmer springt mich wie ein hungriger Löwe an. „Was ist passiert?“, frage ich, doch ich erinnere mich genau. „Sie haben dich gefunden, auf einer Brücke, total durchnässt und ohne Besinnung. Was hast du dort bloß gemacht, so weit weg? Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ Ich antworte nicht, ich will ihr nicht noch mehr Kummer bereiten.

Als ich alleine bin, gehe ich tief in mich. Ich möchte mich bei ihm entschuldigen, dass ich noch nicht bei ihm bin. Doch er antwortet nicht. Was ist los? Ich werde panisch, ich will ihn nicht verlieren! Ich muss hier weg, ich muss an unseren Ort. Auf unsere Bank im Park, vielleicht finde ich ihn wieder...

Doch man lässt mich noch nicht fort. Ich muss noch drei Tage hier bleiben. Diese Zeit ist die Hölle. Ich habe ihn nicht mehr, manchmal, im Schlaf, kommt er vorbei und grüßt mich. Ich weiß, dass er wütend ist. Ich weiß, dass ich ihm folgen muss, früher oder später.

Nun bin ich wieder zuhause und alles ist fremd. Das letzte bisschen Geruch, das von ihm übrig war, ist aus meinem Zimmer verschwunden. Die Musik hat seinen Klang verloren. Wo ist er? Warum hat er mich nun ganz verlassen? Was habe ich bloß getan?

Ich sitze nun auf unserer Bank im Park. Das Grün der Bäume erinnert mich an all die schönen Stunden, die wir hier miteinander verbracht haben. Ich versuche mit ihm zu reden. Doch es gelingt mir nicht. Er antwortet einfach nicht, ich schreie und brülle. Er hört mich nicht. Doch ich kann ihm nicht böse sein. Verzweiflung strömt aus mir heraus, ich schließe die Augen und suche ihn tief in mir. Wo bist du?

Plötzlich höre ich eine Stimme, sie ist so vertraut, ist es seine? Sie scheint so nahe, fast zu nahe. Ich öffne die Augen.

Ein Mann mit Hut, Krückstock und einem gegerbten, ausdrucksstarken Gesicht sitzt neben mir, sieht mich fragend an. Ich frage ihn, was er wolle. „Ich wollte nur wissen, warum du so schreist. Mit wem redest du und was bedrückt dich?“ „Es hat keinen Sinn es ihnen zu sagen“, antworte ich und erschrecke mich gleichzeitig vor meiner Lautstärke. „Du musst nicht so schreien, ich höre dich sehr gut. Außerdem gibt es nichts, das keinen Sinn hat.“ Ich blicke zu Boden, wenn er doch wüsste, wenn er mich doch verstehen würde. Er fährt fort: „Du wirkst, als hättest du einen großen Schmerz in dir.“ Ich sagte nichts, doch ich habe das erste Mal seit langem das Bedürfnis, mit jemandem zu reden… Doch meine Mundwinkel sind aus Blei und meine Zunge fest wie Beton. Ich kann nichts sagen. Er schaut mich an, und als es merkt, dass ich nichts sagen werde, öffnet er wieder seinen Mund.

„Etwas hat dir das Lachen gestohlen. Ich habe dich beobachtet, schon oft. Du bist oft hier, doch in der letzten Zeit habe ich dich nicht gesehen. Ich hatte Angst, du hättest eine Dummheit begangen…“.

Oh ja, das habe ich, denke ich. Wer ist dieser Mann? Ich schaue auf, er lächelt mir zu. Dieses Lächeln... Was will er? Als hätte ich laut gedacht, antwortet er: „Keine Sorge, wenn du willst lasse ich dich in Ruhe. Aber ich glaube, du brauchst jemanden, der dir den Weg weist. Du bist auf dem falschen Weg. Du bist dabei, dein Leben für jemanden anderen zu zerstören, stimmt’s?“ Woher weiß er...? Ich schaue ihm wieder in die Augen, diesmal sehe ich eine Träne in seinem rechten Auge glitzern. Trotzdem redet er weiter: „Ich weiß, dass du nicht mehr lachen kannst und auch nicht mehr weinen. Doch schau mich an. Eines Tages habe ich einen wichtigen Menschen verloren. Ich wollte nicht ohne ihn weiterleben. Ich hatte damals keine Gefühle mehr und alles schien sinnlos. Doch schau mich heute an, siehst du die Fältchen um meinen Mund herum? Ja, sie kommen vom Lachen und die um meine Augen herum vom Weinen.“ Die Träne fließt aus dem Auge hinunter über die Lippen und verschwindet. Er lächelt wieder. „Auch du wirst eines Tages diese Falten haben, glaube mir, auch du kannst glücklich werden.“ In diesem Moment habe ich das Gefühl, dass er alles weiß, dass er meinen Schmerz kennt. Dieses Lächeln... Alles kommt mir so bekannt vor. Ich will etwas sagen, doch ich kann nur leise flüstern. „Ich kann nicht glücklich sein, denn er war auch nicht glücklich.“ Er sah mir tief in die Augen. „Auch er kann glücklich sein, wenn du ihn gehen lässt. Er ist gegangen, um die Welt und auch dich zu verlassen. Das heißt nicht, dass er dich nicht geliebt hat. Aber er möchte abschied nehmen. Doch du hältst ihn gefangen.“

Das kann ich nicht glauben. „Nein, das kann nicht sein, er will mich bei sich haben, er ruft mich doch, er...“ „Nein, blicke in dein Inneres und tu das Richtige.“ Er blickt plötzlich auf. „Oh schau, die Sonne!“ Ich wende meinen Blick der Sonne zu. Sie steht riesiggroß über mir und lächelt mir zu. Keine Wolke hindert sie daran, mir zuzusehen. Ich will dem mysteriösen Mann noch etwas sagen, doch sein Platz auf der Bank neben mir ist leer. Nur noch sein Geruch liegt in der Luft. Er kommt mir so vertraut vor, dieser Geruch, auch die Stimme des Mannes und sein Lächeln, kam mir bekannt vor. Als kenne ich ihn schon lange, sehr lange. Ich schaue wieder zur Sonne. Ich merke, wie irgendetwas Leichtes in mich hineingeht und etwas Schweres sich von mir trennt. Und plötzlich wird alles klar, der Weg liegt klar und eben vor mir.

Ich stehe auf, der Wind bläst mir ins Gesicht. Mir wird klar, dass ich alles falsch gemacht habe.

Ich laufe wieder los, laufe und laufe. Doch diesmal habe ich ein Ziel. Es liegt deutlich vor mir.

Dieser Mann... Wer war er? Nun weiß ich es. Er war Er und er hat mich gerettet. Er kam zu mir, um mir den Weg zu weisen. Er war lange Zeit verschwunden, weil er nachdenken musste. Er ist nicht wütend gewesen, nein, er wollte mir helfen. Er wollte nicht, dass ich mein Leben für ihn aufgebe. Er wollte gehen, Abschied nehmen. Er war es auch, der mich von dem Sprung zurückgehalten hatte, und er war es, der die Sonne schickte, um mir beizustehen. Doch ich habe ihn gehalten, ihn mit den Fesseln der Liebe an mich gekettet. Ich habe niemanden anderen an mich und an ihn herangelassen. Doch es ist noch nicht zu spät, noch kann ich alles retten. Ich kann ihm noch einen letzten Gefallen tun, noch einen allerletzten. Ich kann ihm noch einmal meine Liebe beweisen.

Ich folge dem Weg, gehe an den Blumen vorbei, an der Kapelle. Ich höre die Vögel zwitschern und die Sonne lacht über mir. Nun bin ich angekommen. Sein Grabstein steht vor mir, Ruhe in Frieden steht auf ihm. Ich war nie hier gewesen, doch jetzt bin ich es zum richtigen Zeitpunkt. Ich knie mich vor den Stein und streiche mit dem Finger über seinen Namen. Sein letzter Satz, ich werde dich immer lieben, klingt mir in den Ohren. Wo auch immer du bist, denke ich, und wo auch immer du jetzt hingehst, ich werde dich auch immer lieben. Doch ich lasse dich jetzt los, du bist frei. Geh, wo immer du auch hin willst, dorthin, wo du schon immer hinwolltest. Ich werde dich nicht halten, ich lasse dich deinen Weg gehen. Du brauchst nicht wieder zu kommen, du brauchst mir nicht mehr zu helfen. Ich schaffe das allein.

Ein Zittern geht durch meinen Körper. Ich verkrampfe mich einen Augenblick- und lasse dann los. Lasse los, für immer- und er geht.

Ich höre das Zwitschern der Vögel und spüre die Sonne auf meiner Haut. Ich blicke auf- und ein Lächeln huscht mir über das Gesicht.

 

© www.natadata.de 2006. Kommentare an Lisann@natadata.de

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