Es herrschte eine große Dürre in China.
Viele, viele Leute hatten nichts mehr zu Essen. Unter der Dürre litt
auch die Familie Li (siehe "Die
Entstehung des Geburtstages“). Alle ihre Reisfelder waren total
vertrocknet. Und das in der Erntezeit. Die Vorräte der Familie Li waren
fast verbraucht und wurden nicht mehr lange reichen. Ling-Lang, der
ältere Sohn der Familie. Die aus zwei Jungs, einem Mädchen und Mutter
und Vater bestand, setzte sich jeden Abend ans Fenster und wünschte
sich, dass die Dürre aufhören würde. So auch heute. Nach dem Wünschen
ging er ins Bett. Er träumte, dass die Dürre aufhören würde, und alle
wieder genug zu essen hätten. Er wachte am Morgen von Jubelschreien auf.
Er lief zum Fenster. Es regnete!
Es regnete in Strömen. Den ganzen Tag. Die
Leute liefen herum, badeten in den Pfützen und jubelten. Es regnete die
ganze Nacht hindurch. Am Morgen hatten wieder alle Reisfelder so viel
Wasser, dass wieder etwas wachsen konnte. Es regnete immer noch - Die
Leute wunderten sich schon, aber der Regen konnte ja nicht schaden.
Inzwischen gab es keine trockene Stelle mehr. Die Reisfelder waren so
überschwemmt, dass sie fast überquellten vor lauter Wasser. An einem
Abend ging Ling-Lang zu seinem Vater, der im Wohnzimmer saß. "Papa! Wann
hört es endlich auf zu regnen?" "Ich weiß es nicht. aber sicher bald,
Ling-Lang", antwortete sein Vater. Chang, Ling-Langs Hund, hob den Kopf,
stand auf und lief unruhig hin und her. "'Siehst du, Papa?", sagte
Ling-Lang. "Sogar Chang wird unruhig! Irgend etwas stimmt nicht!" "Ling-Langl
Es wird nichts passieren! Und jetzt geh ins Bett!" Ling-Lang konnte
lange nicht einschlafen. Draußen prasselte der Regen, und er hatte
Angst. Chang, sein Hund, lag auch die ganze Nacht in seiner Hütte wach-
Plötzlich hob er den Kopf. Er fing an zu bellen. Auch die anderen Tiere,
die Pferde, die Meerschweinchen und die anderen Chow-Chows wurden
unruhig. Sie fingen an zu bellen, zu wiehern und zu fiepen. Vor Panik
durchbrachen die Pferde den Zaun und liefen durch den strömenden Regen
davon. Ein Pferd riss den großen Käfig der Meerschweinchen um und die
Meerschweinchen liefen auch los. Inzwischen war das ganze Haus hellwach.
Alle versuchten die Tiere aufzuhalten, aber sie kamen zu spät. Die
Pferde und Meerschweinchen waren weg. Ein paar Hunde waren vor lauter
Panik hinter den Pferden hergelaufen und waren auch nicht mehr zu sehen.
Ling-Lang, der auch draußen stand rief nach seinem Hund. "Chang, Chang!
Wo bist du?" Ein Glück! Da kam er, total durchnässt, an. "Ling-Lang'",
rief sein Vater nach ihm. "Bring die Hunde rein! Ich geh mit Ping Pong
nach den Feldern sehen." "Mach ich'", antwortete Ling-Lang. Er brachte
alle Hunde einen nach dem anderen ins Haus. Schlafen konnte er jetzt
nicht mehr. Er schaute aus dem Fenster. Da kam sein Vater wieder. Warum
war er so in Eile? Ling-Lang lief nach unten. "Was ist Papa?" " Das Feld
dort hinten! Das Wasser! Es ist überschwemmt! In ein paar Minuten steht
hier alles unter Wasser! Alle nach oben!" Jetzt brach die Panik aus. Das
nötige trug man aus den unteren Ge- schossen in das dritte Geschoss.
Dann hörte man ein Tosen. Die Hunde wurden fast verrückt vor Panik. Nur
ein Hund saß ruhig in der Ecke. Li Chi, die Hündin, die trächtig war.
Alle schauten aus den Fenstern. Im Dunkeln sah man nichts, man hörte nur
das Wasser, das immer naher kam. Lanschie Panschie Puh, der kleine
Bruder von Ling-Lang, kapierte nicht, was los war. Er saß auf dem Sofa
und schlief beinahe wieder ein. Jetzt hatte das Wasser das Haus
erreicht. Das Haus erzitterte einmal, und dann stand das Untergeschoss
unter Wasser. Aber der dritte Stock hatte nichts abbekommen. Alle
atmeten auf. Die Panik war weg. Nur Li Chi wurde jetzt unruhig. "Was hat
sie?", fragte Ling-Lang. "Ich glaube, sie bekommt ihre Jungen",
antwortete der Vater. Und tatsächlich! Nach zwei Stunden waren zehn
niedliche Welpen da. Und sie waren alle gesund. Jetzt war Ling-Lang
müde. Es war jetzt vier Uhr morgens und er wollte noch ein bisschen
schlafen. Er legte sich aufs Sofa und schlief ein. Als er wieder
aufwachte, saß sein Vater auf dem Dach und schaute nach Menschen
Ausschau. Ling-Lang kletterte zu ihm hoch und schaute sich die
Landschaft an. Es war gar keine Landschaft mehr. Es glich eher einem
Meer. Hier und da guckten Bäume aus dem Wasser und Tische, Stühle und
Schranke trieben herum.
Plötzlich sah er etwas. "Papa! Was ist
das?" Er zeigte aufeinen Fleck am Horizont. "Das... Das...Das ist
ein…ein…", er jubelte. "Das ist ein Boot! Hallo? Hier sind wir!
Ling-Lang! Hol schnell alle aufs Dach, sag ihnen, dass wir gerettet
sind!" Ling-Lang kletterte vom Dach und rief alle zusammen. Alle
kletterten aufs Dach oder schauten aus den Fenstern. Inzwischen war das
kleine Boot, in das nur fünf Leute passten, da. In ihm saß ein Mann.
"Ich hole Hilfe! Soll ich schon jemanden mitnehmen?" "Ja?", rief
Ling-Langs Vater. "Nimm meine Frau und meinen kleinen Sohn mit! Und
meine große Tochter!" "Und die Welpen und Li Chi!", rief Ling-Lang. "Und
Chang!" "Nein, die sind nicht so wichtig, die kommen später dran! Geh du
noch mit!", widersprach sein Vater. "Nein, ich bleib bei den Welpen!"
Und so kam es auch. Die Mutter, Puh und Hat Schie, Ling-Langs große
Schwester, kletterten an der Leiter hinunter ins Boot. Ping Pong, der
Knecht, fuhr auch mit. Die Hilfe kam erst zehn Stunden später. Es war
schon wieder dunkel, als eine ganze Gruppe von Booten kam. Jetzt passten
alle rein. Ling-Lang setzte die Welpen in einen Korb und brachte sie
runter. Die Hunde wurden in Kisten gesetzt und an einem Seil
hinuntergelassen. Dann ruderten sie los. Das Wasser wurde immer seichter
und hörte schließlich ganz auf. Dort setzten die Boote Ling-Lang und
seine Familie ab und sie mussten zu Fuß zum nächsten kleinen Dorf gehen.
Im Dorf war nicht so viel zerstört, da das Wasser nicht bis hier her
gekommen war. Übrigens, es hatte aufgehört zu regnen. Außerdem hatten
sich ein paar von den ausgebüchsten Pferden ins Dorf gerettet. Im Dorf
trafen sie die Mutter, Hat Schie, Ping Pong und Puh. Sie mieteten sich
eine ganze Gaststätte und warteten dort mehrere Monate, bis das ganze
Wasser wieder verdunstet war und dann machten sie sich an die
Reparaturen an ihrem Haus. Bald konnten sie alle wieder einziehen. Die
Felder wurden diesmal gesichert, damit so etwas nicht noch mal passieren
konnte. Die Welpen waren jetzt auch schon größer und liebten alle zehn
das Wasser.
Warum wohl?